Hightech im Auto – alles Schnickschnack?

Kameras und Sensoren, Fahrassistenten und Bordcomputer: Neuwagen sind heutzutage von der Stoßstange bis zu den Rücklichtern mit modernster Technik bestückt. Doch eine Studie zeigt: Viele Features werden von den Kunden gar nicht genutzt. Entpuppt sich die High-End-Ausstattung am Ende als bloßer Schnickschnack?

© MikeBirdy , CC0 Public Domain , pixabay.com
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Das Rennen um die neusten Innovationen hat sich seit einiger Zeit in den Fahrzeuginnenraum verlagert. Denn während im Bereich Verbrauch oder Motorleistung nur noch nuancierte Verbesserungen erzielt werden können, ist das digitale Feld noch offen für echte “Game-Changer”. Mehr als 80 Prozent der Innovationen beim Auto finden mittlerweile im Bereich der elektronischen Bauteile statt, meldet der Branchenverband VDE. Die Autohersteller investieren Milliarden in Hightech-Assistenzsysteme und Bordcomputer und überbieten sich damit, wie viel smarte Technik in ein Fahrzeug passt. Doch viele dieser Innovationen scheinen an den Bedürfnissen der Kunden vorbeizugehen – das legt zumindest eine Studie des Analysten J.D. Power Reports für den US-Markt nahe.

Hightech wird oft als “nicht nützlich” empfunden

Das Marktforschungsunternehmen hat 4.200 Autobesitzer drei Monate nach dem Kauf ihres Neuwagens befragt. Das Ergebnis: 20 Prozent von ihnen hat die Hälfte der mitgelieferten On-Bord-Systeme noch kein einziges Mal genutzt, also noch nicht mal ausprobiert. Am verzichtbarsten fanden die Autofahrer mit 43 Prozent die Funktion des Concierge-Systems, die zu Tankstellen und Restaurants lotst. 35 Prozent nutzten die Einparkhilfe nicht, 33 Prozent das Head-Up-Display und 32 Prozent ließen die mitgelieferten Apps komplett links liegen. Der häufigste Grund: Die Funktionen wurden im Paket mitgeliefert aber nichts als nützlich empfunden. Funktionen, die das Fahren angenehmer machen und für mehr Sicherheit sorgen, werden hingegen fast durchgängig sehr gut angenommen. So freuen sich die meisten Autofahrer durchaus über Funktionen wie Kollisions- oder Totwinkelwarner.

Die Generation Y ist im Auto schwer zu begeistern

Auf den ersten Blick überraschend ist, dass vor allem die Jüngeren von digitalem Schnickschnack nichts wissen wollen. Laut Umfrage haben 20 Prozent der Befragten angegeben, dass sie auf 14 der 33 abgefragten Features gut verzichten könnten. Fragt man die 21- bis 38-Jährigen, also die sogenannte Generation Y, steigt die Zahl der verzichtbaren Features auf 23 an, darunter vor allem Unterhaltungssysteme und Onlinesysteme. Für die Analysten der Studie liegt der Schluss nahe, dass diese Zielgruppe bereits ausreichend mit Smartphones und Tablets versorgt ist: Zum Musikhören oder Navigieren benutzen sie lieber ihre gewohnten Geräte, als auf On-Bord-Systeme zurückzugreifen.

Hightech im Auto: vergebliche Liebesmüh?

Das ist umso ärgerlicher, als die Autoindustrie genau diese jungen Menschen als zukünftige Käuferschaft im Blick haben dürfte, wenn sie an den technischen Innovationen von morgen feilt. Der Aufwand ist enorm: In einem Neuwagen stecken heute etwa 70 elektronischer Bauteile mit 13.000 Bauelementen, die zwar immer kleiner und filigraner werden aber trotzdem einem hohen Anspruch an ihre Nutzungsdauer genügen müssen. Die Mechatronik ist ein attraktiver Sektor der Autoindustrie, der kontinuierlich neue Arbeitsplätze schafft – das Kundenfeedback, dass wesentliche Investitionen in diesem Bereich in den Sand gesetzt sind, könnte gravierende Auswirkungen auf die Branche haben.

Sicherheit und Komfort haben Vorfahrt

Bei genauerem Hinsehen sind die Ergebnisse der Studie jedoch weitaus weniger alarmierend. Denn ein Großteil der Fahrer, so lässt sich die Studie auch lesen, nimmt die neuen Features durchaus gut an. Dass neue Technik Zeit braucht, um sich in den Alltag der Menschen zu integrieren, und dass nie alle Menschen alles nutzen werden, ist selbstverständlich. Eine Lehre kann die Autoindustrie aber aus der Studie mitnehmen: Die Generation braucht nicht noch mehr Unterhaltungselektronik und digitalen Schnickschnack – was gefragt ist, sind echte Innovationen, die Sicherheit und Fahrkomfort verbessern.

 

 

 

 

 

 

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